Wer ich bin

Samstag, 16. November 2013

(Schwangerschaft) Mein 2. Herzensprinz - ein Geburtsbericht

Hatte ich am 6. November noch geschrieben, dass sich endlich was tut, ging es in den darauffolgenden Stunden schon fast los.

Wir gingen an dem Mittwoch früh ins Bett, weil ich irgendwie total erledigt war. Es war vielleicht gerade mal 20 Uhr und es war nicht die schlechteste Entscheidung. Denn gegen 01:30 Uhr wachte ich mit Wehen auf. Mein erster Gedanke war:"Nein, es kann jetzt nicht los gehen. Kilian muss heute um 08:15 Uhr zum Zahnarzt!" So richtig glauben konnte ich es auch nicht und obwohl die Wehen mich immerhin vom Schlafen abhielten, war es dennoch gut zu ertragen. Also machte ich Fernsehen an und schaute die Wiederholung Navy CIS. Bis dahin dachte ich noch, dass dieses Mal ja wirklich alles ganz easy ist. Zwar hatte ich direkt Wehen in Abständen von 5min, aber es war vom Schmerz her wirklich Ok. 
Eine Stunde später kamen mir die Abstände schon ziemlich kurz vor und ich beschloss, dass ich jetzt doch vielleicht mal aufschreibe, wann ich eine Wehe merke. Siehe da: Nur noch 3min. Aber ich war immer noch relaxt - lach. Irgendwie wollte und konnte ich immer noch nicht glauben, dass am Morgen dann mein Sohn da sein sollte. 
Kurz nach 3 Uhr entschied ich, dass ich vielleicht doch mal meine Mutter anrufen sollte. Immerhin muss ja jemand hier sein wegen Kilian, wenn es dann wirklich los geht. Ich rief sie an und legte direkt auf, als sie ranging. Denn da war die erste Wehe, die mir die Sprache verschlug. Wehe vorbei, Mama noch mal angerufen. Natürlich konnte sie sich denken, was los ist. Ich war trotzdem immer noch entspannt, sagte, sie solle in Ruhe einen Kaffee trinken und dann mal so langsam her kommen. 
Dieses Mal wollte ich so wenig wie möglich im Krankenhaus verbringen und irgendwie konnte ich es wohl immer noch nicht glauben, dass es jetzt wirklich los geht und KEIN Fehlalarm ist!
Gegen halb Vier öffnete sich der Muttermund. Diese Wehen sind das Schlimmsten! Generell verlagerten sich die Wehen ausschließlich in den vorderen Unterbauch und die Oberschenkel und zwangen mich sprichwörtlich in die Knie. Gleichzeitig war liegen, sitzen und dergleichen aber das Schlimmste für mich. Das mein Handtuchhalter das ausgehalten hat - ich bin stolz auf ihn :D Langsam ergriff mich allerdings die Panik, hatte ich meiner Mutter vor 15min noch gesagt, sie kann langsam machen. Also rief ich sie an, sie sollte sich vielleicht doch lieber beeilen. Anschließend rief ich den werdenen Papa an, der das Telefon natürlich nicht hörte ;-)
Gegen Vier rief ich noch mal meine Mutter an, wo sie denn bleibt. Mittlerweile hatte ich nämlich die ersten Presswehen. Meine Mutter wollte direkt von unterwegs Krankenwagen rufen, aber ich wollte, dass sie erst hierher kommt. Kurz darauf war sie auch da.




Was mich während der Wehen richtig aggressiv macht ist Telefoniererei. Irgendwie nimmt man den Quatsch, der da geredet wird, ganz anders, bewusster und nerviger wahr. Meine Mutter rief dann natürlich den Krankenwagen, denn alleine wäre ich nicht mehr ins Krankenhaus gekommen. Und auch, wenn ich weiß, dass der Mann am Telefon nur sein Job machte, wäre ich am Liebsten durchs Telefon gesprungen. Wie heißen sie? Wie alt sind sie? Was machen sie gerade? Wo wohnen sie? In welchen Abständen kommen die Wehen? Zur letzteren Frage konnte ich schon gar nicht mehr antworten. Ich meinte nur noch trocken, wenn die nicht kommen, kommt das Kind eben jetzt im Flur.
Ein Glück bin ich für die Presswehen zu faul oder zu schwach oder Beides. Das ist nämlich der einzige Grund, warum Liam dann nicht in meinem Flur zur Welt kam ;-) 
Mich holten dann auf jeden Fall gleich 5 Sanitäter und 1 Kinderarzt mit zwei Wagen ab. Irgendwie haben die dann doch den Ernst der Lage erkannt. Die Treppen schaffte ich noch alleine, aber nachdem ich mich von Auto zu Auto hangelte, erbarmten sich die Sanitäter dann doch mir den Stuhl zu holen. Obwohl: Sitzen fand ich eh schei*e ...
Der junge Sanitäter, der mit mir mitfahren musste, bangte wohl auch die ganze Fahrt darum, dass ich es ja ins Krankenhaus schaffe. Seine Schweißperlen konnte ich auf dem Gesicht sehen, jedes Mal wenn ich mich vor Presswehen schüttelte und versuchte zu unterdrücken. 

Im Kreissaal war ein Tuch, das von der Decke hing, mein bester Freund. Leider musste ich mich zuerst einmal hinlegen, weil die Hebamme schauen wollte, ob der Muttermund auch wirklich vollständig offen ist. Höllenqualen!!! Aber der Befund: Muttermund ist vollständig offen; wir können direkt loslegen. Und da knallte es auch schon! Sowas habe ich noch nie gehört und die Hebamme konnte dem Schwall Fruchtwasser gerade so ausweichen.

Ich wollte gerne stehen, aber dadurch, dass die Wehen in die Oberschenkel ausstrahlten, hatte ich beim Pressen nicht genügend Kraft. Mittlerweile war der Kindsvater auch da und mein Vater schickte ihn rein. Ich überlegte noch kurz, ihn wieder rauszuschicken, da ich ihn eigentlich auf keinen Fall dabei haben wollte. Aber da kam auch schon die nächste Wehe und belehrte mich eines Besseren: Nämlich das ich die ganze Geschichte hier eigentlich nur noch hinter mich bringen wollte. Da er sich ruhig verhielt, die Hebamme ihn anwies, wo er zu sein hat und wo er gucken darf, war es dann auch in Ordnung.
Um 6 Uhr war Schichtwechsel und die "neue" Hebamme zwang mich, mich hinzulegen. Ich fand das Hinlegen und Liegen sooo schlimm, aber irgendwie bekam ich dann doch eine halbwegs erträgliche Position hin. Die Herztöne wurden auch langsam schwächer und die Hebamme redete schon davon, dass wir doch wieder eine kleine Saugglocke zur Hilfe nehmen sollten. Motivation genug, denn das wollte ich auf keinen Fall noch einmal! Auch nicht in klein! Also drückte die Ärztin auf den Bauch und ich presste bei jeder Wehe, was das Zeug hielt. Mit dem Wehentropf ging das auch etwas besser, weil die Presswehen dann nicht mehr ganz so kurz waren. Die Luft hat mir trotzdem irgendwie gefehlt.

Und dann war es  am 7.11.2013 um 07:09 Uhr  geschafft - ohne PDA und sonstige Hilfsmittel! Nach nur 5,5 Stunden von der ersten Wehe an :-) 

Stolze Maße gab es dazu:

3630 Gramm
55 cm
35 Kopfumfang


Einen Zentimeter größer als sein Bruder, aber ansonsten haben sie exact dieselben Maße! Sogar auf den Gramm genau das Geburtsgewicht.

Zwar hatte ich dieses Mal keinen Dammschnitt, dafür aber einen Scheidenriss 2. Grades und einen leichten Dammriss. Ich persönlich finde den Scheidenriss um einiges unangenehmer. Irgendwie hat man damit im Nachhinein mehr zu tun ...

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